„Ungünstige Lichtverhältnisse!“ „kleine Augen!“ „Das Outfit!“ „Das hat kein professioneller Fotograf gemacht“. Stimmt, Recht hat er, der Headhunter. Sein freundlicher Rat, ein echtes Bewerbungsfoto zu machen, das den Sehgewohnheiten geübter Personaler genügt, motiviert mich erst mal zu einem ordentlichen Haarschnitt. „Wär doch schade, Herr Schmidt, wenn Sie wegen eines unvorteilhaften Fotos schon durchs Raster fallen. Achten Sie auch auf Konventionen. Sie wollen sich ja nicht nur bei Werbeagenturen vorstellen!“ Stimmt. Vielleicht lande ich ja als Personalentwickler im Maschinenbau? Oder als Coach in einer Privatkrankenkasse? Wer weiß? Nun, zuerst müssen die meine Bewerbung gut finden. Also auf zu Olaf, meinem Frisör im Univiertel.
„Tommy? Hallo? Wie siehst du denn aus?“ „Hey Olaf, alles cool, nein, ich will dir nichts verkaufen.“ Olaf wundert sich über mein Outfit, bis auf die Haare sehe ich schon aus wie ein Marketingvorstand in meinem Bewerberdress. „Wie immer?“ Ja, wie immer.“ Wir wollen ja nicht übertreiben.
Vor der Kamera zu stehen, im Studio eines Modefotografen, ist alles nichts Neues für mich mit meiner Vergangenheit in Kunst, Werbung und Popkultur. Heute bei Serge (Name geändert, klingt aber so ähnlich) ist es aber anders. Keine Inszenierung als exaltierter Ausdruckskünstler. Wir wollen Klischees bedienen! „Schultern zurück, große Augen, Brust raus, Kinn etwas mehr nach oben, halt, zu viel, okay, nach rechts drehen, nach links neigen!“ Hä? Wo bin ich? Bei einem Bewerbungsfotoshooting, Mann!
Das Ergebnis überzeugt mich, wow. Den Typen auf dem Foto, den würde ich voller Zuversicht in meine Seele gucken lassen. Ich würde mich von ihm begeistern lassen – für meine eigenen Fähigkeiten! Mit ihm würde ich mich selbst besiegen, wo immer ich mir im Weg stehe – der perfekte Trainer.
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